BEST PRACTICE  

Schnelle Hilfe in kleiner Dosis

Die hohe Luft­ver­schmut­zung belastet Menschen in Chinas Ballungs- und Indus­trie­zen­tren wie nirgendwo sonst auf der Erde. Eine Folge ist die stetig stei­gende Anzahl von Atem­wegs­er­kran­kungen. Zur Verab­rei­chung von lindernden Wirk­stoffen setzt das chine­si­sche Unter­nehmen Kinno­vata auf Pulver­in­ha­la­toren. Eine von Harro Höfliger entwi­ckelte voll­au­to­ma­ti­sche Befül­lungs­an­lage sichert den schnellen Nachschub.

China ist der größte Markt der soge­nannten „Phar­mer­ging“- Länder, und im Bereich der Atem­wegs­the­rapie ist das Wachstum der Pharma­branche sogar über­durch­schnitt­lich groß. Der Grund dafür ist die hohe Fein­staub­be­las­tung im Land und die daraus resul­tie­renden Atem­wegs­er­kran­kungen seiner Bewohner. Die Nach­frage an Medi­ka­menten ist groß, ein Trend, der sich fort­setzen wird. Die 2013 gegrün­dete Tianjin Kinno­vata Phar­maceu­tical Company Ltd. hat sich bereits früh­zeitig auf das Herstellen und Befüllen von Inha­la­toren (Dry Powder Inhaler, DPI) spezia­li­siert. Die darin befind­li­chen Wirk­stoffe in Pulver­form werden zur Behand­lung von Atem­wegs­er­kran­kungen, beispiels­weise Asthma oder COPD (chro­nisch obstruk­tive Lungen­er­kran­kung), eingesetzt.

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Bei der Entwick­lung der notwen­digen Montage- und Füll­ma­schinen setzte Kinno­vata bewusst auf das Know-how und die Erfah­rung von Harro Höfliger. Die im Mai 2016 gelie­ferte voll­au­to­ma­ti­sche Anlage stellt im Zweier-Takt bis zu 40 Inha­la­toren pro Minute her. Der Montage- und Befüll­ab­lauf ist komplex. Die Unter­teile des Inha­la­tors werden auf einem Tray in einem Tray­loader bevor­ratet und just in time in die Monta­ge­linie trans­por­tiert. Alle weiteren Einzel­teile werden der Anlage mittels Grei­fer­ein­heiten zuge­führt und nach und nach zum fertigen System komplet­tiert. Die Anlage ist so konzi­piert, dass die Bestü­ckung mit den Einzel­teilen von der Rück­seite erfolgt. Das ist für den Bediener einfa­cher und hält seine Wege kurz.

Um das Reinigen der Anlage zu verein­fa­chen und die groß­räu­mige Konta­mi­na­tion des Gesamt­pro­zesses mit wirk­stoff­hal­tigen Stäuben zu verhin­dern, setzten die Anla­gen­kon­struk­teure auf die soge­nannte Walking-Beam-Trans­port­platt­form: Die für die Montage und den Trans­port der Inha­la­tor­teile einge­setzten Grei­fer­ein­heiten takten dabei nicht mit durch die Anlage, sondern agieren immer nur an ihrer jewei­ligen Montagestation.

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Mit wirk­stoff­hal­tigem Pulver befüllt wird sowohl ein rundes, klei­neres als auch ein größeres recht­eckiges Reser­voir. Dies erfolgt ohne zeit­auf­wän­diges Umrüsten – eine der großen tech­ni­schen Heraus­for­de­rungen, die es bei der Anla­gen­ent­wick­lung zu meis­tern galt. Beide Füll­mengen werden mittels Wiege­technik inline kontrol­liert, bevor das jewei­lige Reser­voir mit einem Deckel verschlossen wird. Ein inte­grierter Farb­sensor checkt zusätz­lich die unter­schied­li­chen Farben der beiden Inhaler-Versionen. In einem weiteren Schritt erfolgt die Laser­co­die­rung der Inha­la­toren. Dazu werden sie aus den Trans­port­grei­fern entnommen, über dem Laser gedreht und von unten markiert. Die Qualität und Voll­stän­dig­keit der Markie­rung wird mittels einer Kamera überwacht.

Schritt 1: Device bereit­stellen, Schritt 2: Pulver dosieren, Tara-Verwie­gung und Brutto-Verwie­gung, Schritt 3: Reser­voir verschließen, Schritt 4: Auslöser montieren und Laser-Kodierung.

Die Mitar­beiter und die Verant­wort­li­chen bei Kinno­vata sind sehr zufrieden mit der Anlage. Nicht nur die durch­dachte Technik und die Reali­sie­rung der erfor­der­li­chen Prozess­schritte hat sie über­zeugt, sondern auch die reibungs­lose Zusam­men­ar­beit mit Harro Höfliger. Der beste Beweis: Momentan laufen Gespräche zur Produk­tion einer weiteren Füll- und Monta­ge­an­lage für eine neue Gene­ra­tion von Inhalatoren.

Pulver als Dosis

Unter den soge­nannten „Neuen Darrei­chungs­formen“ gilt Pulver zur Inha­la­tion als Mittel der Wahl für eine Einnahme über die Lunge (pulmonal) oder über die Nasen­schleim­haut (nasal). Die Ver­arbeitung der Pulver in einem voll­au­to­ma­ti­schen Prozess zählt zu den anspruchs­vollen Verfahren in der Phar­ma­pro­duk­tion, da die Verar­bei­tung eines mikro­ni­sierten Pulvers maßgeb­lich von dessen physi­ka­li­schen Eigen­schaften abhängt: Die Parti­kel­geo­me­trie und -größe, die Größen­ver­tei­lung sowie die Ober­flä­chen­struktur der einzelnen Partikel beein­flussen das Fließ­ver­halten des Pulvers.

Einfluss der Partikelgröße

1) Mund-Rachen-Raum, 2) Trachea Bron­chien, 3) Alveolen

Bewährt haben sich zur Darrei­chung des Wirk­stoffs Pulver­inhalatoren – beispiels­weise bei der Behand­lung von Asthma. Die Grafik zeigt, wie sich Inha­la­ti­ons­par­tikel abhängig vom Durch­messer in den Atmungs­or­ganen ab­lagern. Harro Höfliger deckt mit seinen Mikro­dosierern eine große Band­breite mögli­cher Parti­kel­grö­ßen­ver­tei­lungen ab, begin­nend bei Durch­mes­sern kleiner 1 µm.

Frau Li, warum haben Sie sich bei der Entwick­lung Ihres Prozesses für Harro Höfliger entschieden?

Jing Li, Geschäfts­führerin Tianjin Kinno­vata Phar­maceu­tical Company Ltd.

„Harro Höfliger hat uns durch seine tech­ni­sche Kompe­tenz über­zeugt. Uns wurde ein sehr gutes Maschi­nen­kon­zept präsen­tiert, das unsere Anfor­de­rungen voll­ständig umsetzt. Darüber hinaus haben uns die zahl­rei­chen bereits reali­sierten Anlagen für Inha­la­toren beein­druckt. Das gab uns Sicher­heit in der Entscheidungsfindung.

Doch nicht nur die Technik, auch die gute Zusam­men­ar­beit mit der Vertre­tung Riecker­mann und Harro Höfliger waren ein wich­tiges Entschei­dungs­kri­te­rium. Und wie sich jetzt im reibungs­losen Betrieb der Anlage zeigt, haben wir richtig entschieden.”

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Fotos: Janine Kyofsky, Helmar Lünig, Raff Digital