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Infu­si­ons­beutel steril befüllen

Auf der ACHEMA hat die halb­au­to­ma­ti­sche Linie für die asep­ti­sche Befül­lung und Versie­ge­lung von vorste­ri­li­sierten Infu­si­ons­beu­teln die Blicke der Besu­cher auf sich gezogen. New B Inno­va­tion Limited (New β Inno­va­tion) produ­ziert darauf mitt­ler­weile tier­me­di­zi­ni­sche Infusionsprodukte.

Aus Arzt­praxen und Kliniken ist der Infu­si­ons­beutel welt­weit nicht mehr wegzu­denken. Wie bei jedem intra­venös zu verab­rei­chenden Produkt liegen die Anfor­de­rungen an die Qualität des Beutel­in­halts beson­ders hoch, um Risiken für den Pati­enten auszu­schließen. Häufig werden Infu­si­ons­beutel nach der Flüs­sig­be­fül­lung terminal steri­li­siert, um die zwin­gend notwen­dige Keim­frei­heit zu gewähr­leisten. Aller­dings eignet sich diese Methode nicht für hitze- oder gamma­strah­len­emp­find­liche Wirk­stoffe, wie in den Produkten des Biotech­no­lo­gie­un­ter­neh­mens New β Inno­va­tion aus Hongkong.

„Das Hygie­ne­de­sign der Anlage ­entspricht höchsten ­phar­ma­zeu­ti­schen Stan­dards.“ Chris­tian Koll­ecker, Director Aseptic Tech­no­logy bei Harro Höfliger

Bei der Konzep­tion seiner ersten asep­ti­schen Abfüll- und Verschließ­an­lage für IV-Beutel ging Harro Höfliger deshalb einen anderen Weg: Die Experten setzten auf komplett sterile Prozesse und aktive open-RABS-Barrie­re­technik (Rest­ricted Access Barrier System). New β Inno­va­tion stellt an seinem Standort Kanada in der sterilen Produk­ti­ons­um­ge­bung der Anlage (Rein­raum­klasse EU GMP Grade A/ISO 5) Infu­si­ons­an­wen­dungen in mitt­leren Serien her.

„Wir sind auf vete­ri­när­me­di­zi­ni­sche Produkte spezia­li­siert, die welt­weit zum Einsatz kommen. Wir befüllen und verschlie­ßen mit der Linie bis zu zehn Beutel pro Minute“, erklärt Endre Szilagyi, ­Senior Manager, Produc­tion bei New β Inno­va­tion. „Natür­lich könnten auf der Anlage auch sauer­stoff­emp­find­liche Infu­si­ons­pro­dukte für die Human­me­dizin ab­gefüllt werden“, betont Chris­tian Koll­ecker, Director Aseptic Tech­no­logy bei Harro Höfliger. „Bei der Linie wurden alle erfor­der­li­chen Hygiene- und Sicher­heits­vor­gaben berück­sich­tigt. Sie eignet sich für Beutel mit 20 bis 250 Milli­liter Füll­vo­lumen, insbe­son­dere für den soge­nannten ,Low volume, high margin‘-Sektor.“

1. Hand­schuh­ein­griffe gewähr­leisten die hygie­ni­sche Tren­nung zwischen Mensch und Prozess. 
2. Nach dem Öffnen der äußeren Verbeu­te­lung werden die inneren Beutel desin­fi­ziert. Sie trocknen auf einem Edelstahlgestell. 
3. Die Infu­si­ons­beutel werden einzeln auf das Trans­port­band gelegt und über ein soge­nanntes „Mouse­hole“ auto­ma­tisch dem Rund­läufer zugeführt. 
4. Ein speziell für asep­ti­sche Produk­ti­ons­um­ge­bungen ausge­legter Roboter verbindet die Beutel mit dem Füllsystem. 
5. An zehn durch­lau­fenden Stationen werden die Beutel mit Stick­stoff gespült, entleert, mit dem Produkt befüllt und versiegelt. 
6. Ein weiterer Robo­terarm entnimmt die IV-Beutel und trägt Gut- und Schlecht­teile getrennt aus.

Welt­neu­heit „One time docking“

Der Füll­schlauch und die Füll­nadel bleiben bis zum Transfer der IV-Beutel aus der Maschine verbunden. Das „One time docking“-Prinzip mini­miert das Risiko für Partikeleintrag.

Das Bestü­cken der Maschine erfolgt manuell. „Für den konti­nu­ier­li­chen Transfer unserer flexi­blen, leicht anein­an­der­haf­tenden Beutel hat sich die No-Touch-­Methode als beste Lösung erwiesen“, sagt Endre Szilagyi. Über Hand­schuh­ein­griffe öffnen die Bediener die Umver­pa­ckung und verein­zeln die vor­steri­lisierten Beutel. Eine Kamera erfasst die Posi­tion der Beutel auf dem Trans­port­band, damit Stäubli Steric­lean-Robo­ter­arme die IV-Beutel punkt­genau in die Rund­läufer-Platt­form einlegen und den Füll­schlauch mit dem asep­ti­schen Drei­fach-Füll­kopf verbinden können.

Das Beson­dere daran: Die Verbin­dung zur Füll­nadel bleibt während aller folgenden Spül-, Entleer- und Füll­pro­zesse bis zum Transfer aus der Maschine bestehen. Mit diesem „One time docking“-Prinzip mini­miert Harro Höfliger das Risiko für Parti­kel­ein­trag und kann den Rest­sauer­stoff­ge­halt im Beutel niedrig halten. Die Anzahl der Spülungen mit Stick­stoff und der anschlie­ßenden Entlee­rung des Beutels mittels Vakuum ist flexibel einstellbar. Ein inte­griertes laser­ba­siertes Wilco HSA-Modul (Head ­Space Analysis) misst inline den Sauer­stoff­ge­halt – die Ergeb­nisse der Quali­täts­über­wa­chung sind sofort verfügbar.

Bei über einem Prozent Rest­sauer­stoff wird der Beutel nicht befüllt, sondern ausge­schleust. Eine hoch­ge­naue, sensor­über­wachte Massen­durch­fluss­mes­sung nach dem Coriolis-Prinzip stellt während der Flüs­sig­be­fül­lung sicher, dass jeder Infu­si­ons­beutel die exakt rich­tige Füll­menge enthält. Alle Füll­me­dien werden über eine asep­ti­sche Dreh­durch­füh­rung keim­frei zugeführt.


Im Video erfahren Sie mehr über das „One time docking“: 


Einen Rund­um­blick auf die halb­au­to­ma­ti­sche Linie bekommen Sie im Video: 


Qualität bis ins Detail

Im nächsten Schritt „massieren“ Paddel den befüllten Beutel, damit Luft­bläs­chen aus der Infu­si­ons­lö­sung nach oben in den Füll­schlauch wandern. Das Versie­geln der Öffnung erfolgt mittels Hoch­frequenz­technik, um den Hitze­ein­trag auf die Wirk­stoffe zu mini­mieren. Danach wird der Füll­schlauch abge­schnitten und entfernt.

Wich­tiger Bestand­teil einer quali­täts­ori­en­tierten Produk­tion ist die hygie­nisch einwand­freie Reini­gung nach jeder Charge durch ein inte­griertes CIP/SIP-System (Clea­ning in place/Sterilization in place). „Das Hygie­ne­de­sign der Anlage entspricht höchsten phar­ma­zeu­ti­schen Stan­dards“, erklärt Chris­tian Koll­ecker. „Das komplette Rohr­lei­tungs­system ist an das voll­au­to­ma­ti­sche CIP/SIP-System ange­bunden, dadurch entfällt eine Demon­tage zur Reini­gung. Zudem ist die gesamte Linie beständig gegen die Raum­de­kon­ta­mi­nie­rung mit Trocken­nebel auf Wasserstoffperoxidbasis.“

„Die Anlage ist einzig­artig, und nur das Team von Harro Höfliger war in der Lage sie zu bauen.“ Benjamin Wai, Director New B Inno­va­tion Limited

Benjamin Wai, Director New β Inno­va­tion, ist sehr zufrieden mit der Füll­linie – eine zweite für den Produk­ti­ons­standort China wurde schnell geor­dert. „Beim ersten Kontakt mit Harro Höfliger ging es uns noch um Labo­r­e­quip­ment für die asep­ti­sche Flüs­sig­ab­fül­lung“, sagt Benjamin Wai. „Weil die Prozesse perfekt funk­tio­nierten, hat Harro Höfliger sie vom Table-Top-Gerät auf die semi-auto­ma­ti­sche Produk­ti­ons­an­lage skaliert. In enger Abstim­mung haben wir gemeinsam ein kompaktes Anla­gen­layout entwi­ckelt, das all unsere Anfor­de­rungen erfüllt und die Platz­ver­hält­nisse im Rein­raum unserer Produk­ti­ons­stätte bis ins Detail berücksichtigt.“

Infu­si­ons­beutel

Über New β Innovation 

New B Inno­va­tion Limited mit Sitz in Hong­kong wurde 2007 gegründet und agiert im Welt­markt für medi­zi­ni­sche Biotech­no­logie. Das Unter­nehmen setzt auf hoch­mo­derne Tech­no­lo­gien und inno­va­tive Konzepte, um Produkte herzu­stellen, die medi­zi­ni­sche Versor­gungs­lü­cken schließen und die Lebens­qua­lität verbessern.

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Fotos: Helmar Lünig, New β Inno­va­tion, stock.adobe.com/Sherry Young