TECHNOLOGIE  

Vorsicht Kamera!

Auf den PMK-Bahn­ver­ar­bei­tungs­ma­schinen sorgen Kame­ra­sys­teme dafür, dass orale Wirk­stoff­filme fehler­frei vom Band laufen.

Im Kampf gegen starke Schmerzen können orale (ODF) und bukkale Filme (MBF) wirk­same Helfer sein. Einmal auf oder unter die Zunge gelegt, lösen sich die dünnen ODF schnell auf, der Wirk­stoff wird frei­­gesetzt. MBF haften an der Mund­schleim­haut und geben den Wirk­stoff ab. Die Produk­tions- und Verpa­ckungs­ma­schinen vom Typ PMK konver­tieren die im Vorfeld durch ein beson­deres Beschich­tungs­ver­fahren herge­stellte wirk­stoff­hal­tige Poly­mer­ma­trix in Streifen und verpa­cken die Filme in einzelne Beutel. Kame­ra­sys­teme kontrol­lieren dabei jeden Schritt genau.

Orale und bukkale Filme sind wirk­same Helfer gegen Schmerzen.

Bei der Konver­tie­rung werden die Filme längs- und quer­ge­schnitten. Typi­sche ODF sind recht­eckig und zwischen zwei und zehn Quadrat­zen­ti­meter groß, MBF haben für ein besseres Mund­ge­fühl meist gerun­dete Ecken. Anschlie­ßend druckt beispiels­weise ein Flexo­dru­cker den Wirk­stoff­ge­halt und den Produkt­namen auf. Hier kommt das erste von drei Bild­ver­ar­bei­tungs­mo­dulen zum Einsatz: Es kontrol­liert, ob der Aufdruck in Ordnung und für den Pati­enten gut lesbar ist.

„Die Heraus­for­de­rung dabei ist, dass bei maxi­maler Geschwin­dig­keit 1.050 Teile pro Minute durch die Maschine laufen. Das sind fast 18 Teile pro Sekunde“, sagt Hartwig Sauer, Grup­pen­leiter Bild­ver­ar­bei­tung bei Harro Höfliger. „In dieser kurzen Zeit müssen wir von jedem Produkt ein Bild machen, es auswerten und das Ergebnis an die Maschi­nen­steue­rung senden.“ Erkennt die Kamera einen fehler­haften Aufdruck, werden die Produkte virtuell gekenn­zeichnet und am Ende der Maschine ausgeschleust.

„Bei über der Hälfte unserer Maschinen ist eine Kame­ra­kon­trolle gefragt.“ Hartwig Sauer, Grup­pen­leiter Bild­ver­ar­bei­tung bei Harro Höfliger

Kein Milli­meter zu klein

Für die fehler­freien Produkte geht es weiter zu Schritt zwei: dem Verpa­cken in 50 x 50 Milli­meter große Beutel aus meist kinder­si­cherem Pack­stoff. Dafür werden die Filme auf die untere Pack­stoff­bahn über­geben. Eine Kamera prüft, ob das Produkt die rich­tige Geome­trie – sprich die exakte Länge, Breite und Kontur – und eine mittige Posi­tion hat. Läge es im Siegel­be­reich, wäre der gesie­gelte Beutel undicht. Zudem werden hier die Filme auf Konta­mi­na­tion durch etwaige Partikel, Produkt- oder Pack­stoff­reste kontrolliert. 

Zuvor erfolgt noch die Bedruckung der Pack­stoff­bahn mit Char­gen­nummer, Verfalls­datum und 2D Data Matrix Code. Eine dritte Kame­ra­sta­tion prüft diese Bedruckung auf Korrekt­heit. „Gerade weil diese Filme häufig bei der Schmerz­therapie einge­setzt werden, ist es­ wichtig, dass alle Infor­ma­tionen stimmen und gut lesbar sind. Hier dürfen keine Fehler passieren“, erläu­tert Sauer.

Kame­ra­sta­tionen über­wa­chen bei den Produk­tions- und Verpa­ckungs­ma­schinen vom Typ PMK jeden Schritt: 
1 Über­prü­fung des Aufdrucks von Wirk­stoff­ge­halt und Produktnamen 
2 Kontrolle der Posi­tion vor dem Verpa­cken in Vierrandsiegelbeutel 
3 Über­prü­fung der Bedruckung der oberen Packstoffbahn

Forschen an der Zukunft

Genau­ig­keit und Prozess­über­wa­chung sind aber auch bei anderen Verpackungs­formen wichtig. „Bei über 50 Prozent unserer Maschinen ist eine Kame­ra­kon­trolle gefragt“, sagt Sauer. „Früher haben wir hier mit Fremd­firmen gear­beitet. Aber so hatten unsere Kunden immer zwei verschie­dene Ansprechpartner.“

Das gehört der Vergan­gen­heit an: Seit sechs Jahren hat Harro Höfliger seine eigene Bild­ver­ar­bei­tungs­ab­tei­lung. Im Kame­ralabor unter­su­chen 17 Appli­ka­ti­ons­in­ge­nieure, mit welcher Farbe bezie­hungs­weise Wellen­länge sich welches Merkmal am besten abbilden lässt, um anschlie­ßend mit einer komplexen Bild­ver­ar­bei­tungs­soft­ware die ge­forderten Prüf­kri­te­rien zu unter­su­chen. Hier forschen sie auch an Zukunfts­tech­no­lo­gien, wie Wärme­bild­ther­mo­gra­phie und Deep Lear­ning: „Damit können unsere Maschinen in Zukunft Fehler noch besser und schneller erkennen und Medi­ka­mente exakt produzieren.“

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Fotos: Helmar Lünig, Janine Kyofsky, shutterstock.com/Lyudmyla Ishchenko