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m die 20 Millionen Kinder zu erreichen, die jedes Jahr keinen ausreichenden Impfschutz erhalten, braucht es dringend neue Mittel und Ansätze.1 Krankheiten, die durch Impfung verhindert werden können, sind für 1,5 Millionen Todesfälle verantwortlich. Die meisten davon in einigen wenigen Ländern mit sehr schwacher Gesundheitsinfrastruktur, wo es eine große Herausforderung ist, abgelegene Gegenden oder Konfliktgebiete zu erreichen.
In diesen Ländern wird eine Impfung durch mehrere Faktoren erschwert: Die meisten Impfstoffe müssen vom Zeitpunkt ihrer Herstellung bis zu ihrer Verabreichung gekühlt und schließlich durch eine medizinische Fachkraft korrekt vorbereitet werden; dazu kommt, dass Pflegepersonal und Kinder keine Injektionsnadeln und die damit verbundenen Schmerzen mögen.2 Um Kosten zu sparen, werden die meisten Impfstoffe in Mehrdosenbehältnisse abgefüllt, die aber nur ungern angebrochen werden, wenn zum Impfzeitpunkt nicht genügend Kinder vor Ort sind. Microarray Patches (MAPs) sind so konzipiert, dass sie diese Problematik angehen und das Impfen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen revolutionieren können.
MAPs bestehen aus einem Bündel von Tausenden von Mikronadeln, die weniger als 1 mm lang sind. Sie sind auf einem Träger befestigt, der auf Fingerdruck oder mithilfe eines Applikators auf die Haut aufgebracht werden kann. Die Mikronadeln erreichen die Dermis oder Epidermis, wo sich der Impfstoff auflöst, um dann in Immunzellen zu diffundieren und dort eine starke Immunantwort auszulösen.
Können ohne Kühlkette gelagert werden
MAPs bieten erhebliche Vorteile gegenüber den bestehenden Impfstoffzubereitungen.3 Sie sind so konzipiert, dass sie eine Einzeldosis Impfstoff ohne weitere Vorbereitung abgeben und einfach anzuwenden sind. Gegebenenfalls können sie ohne Kühlkette gelagert werden, was die Impfung durch minimal geschultes Personal an schwer zugänglichen und abgelegenen Orten erleichtert.4 Da MAPs den Impfstoff gezielt an Immunzellen abgeben, könnten sie eine Verringerung der Dosis im Vergleich zur herkömmlichen Impfstoffabgabe ermöglichen. Das kann sowohl die Kosten senken als auch die Anzahl der verfügbaren Dosen bei Impfstoffknappheit erhöhen.5,6
MAPs befinden sich in der Produktentwicklung als Impfstoffe gegen Grippe7–9, Hepatitis B10,11 (HepB), Humanes Papillomavirus12 (HPV), Masern-Röteln13 (MR) und andere Krankheiten. Die erste Dosis des HepB-Impfstoffs wird bei der Geburt empfohlen, und die Impfung erfolgt in vielen Fällen außerhalb einer Gesundheitseinrichtung durch minimal geschultes Personal.14 Ein thermostabiler MAP-HepB-Impfstoff, der einfach zu transportieren und zu verabreichen ist, könnte den Anteil der gleich nach der Geburt gegen HepB geimpften Säuglinge schrittweise erhöhen.10
Bekämpfung von Hepatitis B und Masern-Röteln
Der MR-Impfstoff in Mehrdosenbehältnissen erfordert eine geschlossene Kühlkette und muss innerhalb von sechs Stunden nach Anbruch verwendet werden. Ein MAP-MR-Impfstoff als Einzeldosis, der thermostabil und einfach zu verabreichen ist, würde die Impfung bei Epidemien und während Impfkampagnen erleichtern.13 Die Impfstoffverabreichung von HepB und MR durch MAPs gilt als potenzieller Wendepunkt für die Bekämpfung dieser Krankheiten.
Für die Gesundheit der Bevölkerung ist es unerlässlich, die MAPs als Plattform für Impfungen zu entwickeln. Die Umsetzung dieser Strategie könnte die Impfrate bei Kindern in den ärmsten Gebieten der Welt deutlich erhöhen und Leben retten.
Quellen:
1. UNICEF. WUENIC Analytics. (2019).
2. Arya, J. & Prausnitz, M. R. Microneedle patches for vaccination in developing countries. J.Control Release (2016).doi:10.1016/j.jconrel.2015.11.019.
3. Suh, H., Shin, J. & Kim, Y.-C. Microneedle patches for vaccine delivery. Clin. Exp. Vaccine Res. (2014). doi:10.7774/cevr.2014.3.1.42.
4. Giersing, B. K. et al. Challenges of vaccine presentation and delivery: How can we design vaccines to have optimal programmatic impact? Vaccine (2017). doi:10.1016/j.vaccine.2017.04.063.
5. Prausnitz, M. R. Engineering Microneedle Patches for Vaccination and Drug Delivery to Skin. Annu. Rev. Chem. Biomol. Eng. (2017). doi:10.1146/annurev-chembioeng-060816-101514.
6. Chandrasekhar, S. et al. Microarrays and microneedle arrays for delivery of peptides, proteins, vaccines and other applications. Expert Opin. Drug Deliv. (2013). doi:10.1517/17425247.2013.797405.
7. Rouphael, N. G. et al. The safety, immunogenicity, and acceptability of inactivated influenza vaccine delivered by microneedle patch (TIV-MNP 2015): a randomised, partly blinded, placebo-controlled, phase 1 trial. Lancet (2017). doi:10.1016/S0140-6736(17)30575-5.
8. Fernando, G. J. P. et al. Safety, tolerability, acceptability and immunogenicity of an influenza vaccine delivered to human skin by a novel high-density microprojection array patch (NanopatchTM). Vaccine (2018). doi:10.1016/j.vaccine.2018.05.053.
9. Hirobe, S. et al. Clinical study and stability assessment of a novel transcutaneous influenza vaccination using a dissolving microneedle patch. Biomaterials (2015). doi:10.1016/j.biomaterials.2015.04.007.
10. Poirier, D. et al. Hepatitis B surface antigen incorporated in dissolvable microneedle array patch is antigenic and thermostable. Biomaterials (2017). doi:10.1016/j.biomaterials.2017.08.038.
11. Qiu, Y. et al. DNA-based vaccination against hepatitis B virus using dissolving microneedle arrays adjuvanted by cationic liposomes and CpG ODN. Drug Deliv. (2016). doi:10.3109/10717544.2014.992497.
12. Corbett, H. J., Fernando, G. J. P., Chen, X., Frazer, I. H. & Kendall, M. A. F. Skin vaccination against cervical cancer associated human papillomavirus with a novel micro-projection array in a mouse model. PLoS One (2010). doi:10.1371/journal.pone.0013460.
13. Joyce, J. C. et al. A Microneedle Patch for Measles and Rubella Vaccination Is Immunogenic and Protective in Infant Rhesus Macaques. in Journal of Infectious Diseases (2018). doi:10.1093/infdis/jiy139.
14. World Health Organization (WHO). Hepatitis B vaccines: WHO position paper – July 2017. World Heal. Organ. Geneva (2016). doi:10.1186/1750-9378-2-15.
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Autoren: Mateusz Hasso-Agopsowicz, Project Manager, Initiative for Vaccine Research, WHO, Geneva, Switzerland und Birgitte Giersing, Technical Officer, Initiative for Vaccine Research, WHO, Geneva, Switzerland
Foto: shutterstock.com/Cheers Group