INNOVATION  

Inha­lator Respimat® re-usable: Frei durch­atmen und Kunst­stoff sparen

Seit 2004 sorgt der Respimat® dafür, dass Pati­enten mit Krank­heiten wie Asthma und COPD frei durch­atmen können. Im Jahr 2019 brachte Boeh­ringer Ingel­heim die neue Gene­ra­tion des Inha­la­tors auf den Markt: Da nun mehr­fa­ches Befüllen mit bis zu sechs Wirk­stoff­pa­tronen möglich ist, wird dieser wieder­ver­wend­bare Respimat® seltener entsorgt. Im Inter­view berichten Markus Kirchner, Head of Engi­nee­ring Assembly bei Boeh­ringer Ingel­heim microParts GmbH, und Stefan Gais, Senior Sales Director bei ­Harro ­Höfliger, von der Zusam­men­ar­beit rund um das umwelt­freund­liche Device.

Markus Kirchner erzählt, wie Umwelt und Anwender vom neuen Respimat® profitieren.

Herr Kirchner, was verbindet Sie mit dem Respimat®?

Als ich 2007 zu Boeh­ringer Ingel­heim microParts gekommen bin, hat mich der Respimat® gleich faszi­niert: Aufgrund seiner Komple­xität verbunden mit dem treib­gas­freien Antrieb sowie des sehr feinen Sprüh­ne­bels. Die hohen Anfor­de­rungen an die Herstell- und Prüf­pro­zesse machen zudem die Arbeit als Inge­nieur anspruchs­voll und inter­es­sant. Von 2007 bis heute konnte ich in den drei Herstell­tech­no­lo­gien arbeiten, den Kapa­zi­täts­aufbau und die Weiter­ent­wick­lung der Herstell- und Prüf­ver­fahren in verschie­denen Posi­tionen aktiv mitge­stalten und prägen.

Seit 2019 gibt es eine wieder­ver­wend­bare Vari­ante. Können Sie diese näher erklären?

Die Wirk­stoff­pa­trone ist darin bis zu sechs Mal wech­selbar – Pati­enten benö­tigen nur noch zwei statt zwölf Inha­la­toren im Jahr. Neben der verbes­serten Umwelt­bi­lanz ist die verein­fachte Anwen­dung ein Vorteil, die wir auf der Grund­lage von Pati­en­ten­feed­back opti­miert haben. Beispiels­weise ist das Gehäuse nun länger, wodurch das Drehen und damit Spannen des Respimat® leichter fällt. Die nume­ri­sche Dosi­san­zeige hat große Ziffern und einen Farb­code, der die Rest­menge vor dem Sperren gut erkennbar macht.

Der Clou ist wohl das auto­ma­ti­sche Ablösen des trans­pa­renten Gehäu­se­un­ter­teils, sobald die Wirk­stoff­pa­trone sperrt und ausge­tauscht werden muss. Trotz dieser Opti­mie­rungen sind nur das Zähl­werk und die Gehäu­se­bau­gruppe neu. Dadurch ist es uns gelungen, Ände­rungen in der Produk­tion relativ gering zu halten.

Für die Herstel­lung des wieder­ver­wend­baren Respimat® setzen Sie unter anderem auf Anlagen von Harro Höfliger. Warum?

Wir haben bereits für die Produk­tion des etablierten Respimat® Tech­no­logie von Harro Höfliger genutzt. Wegen der guten Part­ner­schaft in der Vergan­gen­heit war es nahe­lie­gend, auch rund um die Herstel­lung des wieder­ver­wend­baren Respimat® mit Harro Höfliger zusam­men­zu­ar­beiten. Durch unsere gemein­same Erfah­rung sind viele Syner­gien entstanden. Zum Beispiel haben wir gemeinsam spezi­elle Rüst­sätze für eine flexible Produk­tion entwickelt.


Große Ausbrin­gung auf wenig Raum: Es war nicht leicht, die Anfor­de­rungen von Boeh­ringer Ingel­heim an die Anlagen zu erfüllen. Stefan Gais erklärt, wie es gelang.

Herr Gais, was zeichnet die Monta­ge­technik in den Anlagen für Boeh­ringer Ingel­heim microParts aus?

Eine beson­dere Heraus­for­de­rung bestand darin, die Monta­ge­technik in der Linie für die bishe­rige Vari­ante des Respimat® so anzu­passen, dass damit auch die wieder­ver­wend­bare Vari­ante des Inha­la­tors produ­zierbar ist. Geholfen hat uns dabei, dass die funk­ti­ons­tra­genden, inneren Bauteile im Respimat® und die Wirk­stoff­pa­trone in beiden Vari­anten iden­tisch sind.

Ände­rungen in der Monta­ge­technik waren darum erst spät im Prozess nötig: Dann, wenn die inneren Baugruppen in die neue Hülle einge­setzt werden. In enger Zusam­men­ar­beit sind uns hier die nötigen Anpas­sungen gelungen, etwa, indem wir neue Rüst­sätze entwi­ckelt haben. Jetzt kann Boeh­ringer Ingel­heim microParts je nach Auftrags­lage flexibel von der einen auf die andere Respimat®-Vari­ante umrüsten.

Abseits von der Monta­ge­technik hat Harro Höfliger auch zwei Anlagen für den wieder­ver­wend­baren Respimat® völlig neu konstru­iert. Welche Aufgaben haben diese?

Beim wieder­ver­wend­baren Respimat® sind Wirk­stoff­pa­trone und Zähl­werk mitein­ander verbunden. Beide Anlagen haben die Kern­auf­gabe, diese Kompo­nenten zu verschweißen. Das klingt leicht, aber dahinter steckt ausge­feilte Technik. Zunächst veri­fi­zieren verschie­dene Kame­ra­prü­fungen die einwand­freie Qualität jedes Zähl­werks und jeder Patrone. Dann fügt ein Roboter-Greif­system die Teile zusammen und verschweißt sie an 16 parallel arbei­tenden Ultra­schall-Stationen. Ein Prüf­me­cha­nismus stellt sicher, dass jede Zähler-Patrone-Kombi­na­tion wie gewünscht funktioniert.

Die Schalt­schränke befinden sich auf diesen Anlagen. Wie kam es dazu?

Die Schweiß­technik mit Ultra­schall ist zeit­auf­wändig. Um trotzdem eine hohe Ausbrin­gung zu errei­chen, setzen wir wie erwähnt auf ganze 16 Schweiß­sta­tionen, die eine Menge Platz brau­chen. Zugleich gab es klare Vorgaben zur Größe der Anlagen: Sie sollten nicht mehr als vier Meter lang sein. Das sind zwei­ein­halb Meter weniger, als wir zunächst einge­plant hatten.

Deshalb haben wir zum Beispiel die Schweiß­sta­tionen gegen­läufig und damit sehr platz­spa­rend auf unserer Monta­ge­platt­form MOT ange­ordnet. Zusätz­lich haben wir die Schalt­schränke nicht neben den Maschinen, sondern direkt darauf plat­ziert. Über eine Treppe sind sie für Bediener problemlos erreichbar.

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Fotos: Helmar Lünig