INNOVATION  

Platt­form für Nanotechnologie

Nano­par­tikel können ­Impf­stoffe und Medi­ka­mente stabi­li­sieren, die Biover­füg­bar­keit von Arznei­stoffen erhöhen und Substanzen gezielt zu ihrem Wirkort bringen. Geht es nach leon-nano­drugs, lassen sich Nano­par­tikel für phar­ma­zeu­ti­sche Zwecke künftig schneller, einfa­cher und wirt­schaft­li­cher herstellen.

Mit den ersten zuge­las­senen Impf­stoffen gegen Covid-19 auf mRNA-Basis rückte auch die Nano­tech­no­logie in den Fokus einer breiten Öffent­lich­keit. Um die impf­ak­tive mRNA stabil zu halten bis sie in den Zellen ihre Wirkung entfalten kann und so eine Immun­ant­wort auslöst, wurde diese in winzige Trans­port­kap­seln verpackt. Diese Lipid-Nano­par­tikel (LNP) fungieren als eine Art Vehikel für Genma­te­rial oder andere thera­peu­tisch wirk­same Substanzen. Mit LNPs kann die Akti­vität von Wirk­stoffen zudem gezielt in bestimmte Regionen des Körpers gelenkt werden, was zum Beispiel bei der Krebs­the­rapie von großem Vorteil ist.

leon-nano­drugs aus München ist seit 2011 in der Nano­welt zu Hause und hat ein klares Ziel: die Herstel­lung von Thera­peu­tika auf Basis von Nano­par­ti­keln durch schnelle und naht­lose Skalier­bar­keit einfa­cher, effi­zi­enter und wirt­schaft­li­cher zu machen. Das Start-up setzt hierfür auf seine selbst entwi­ckelte Platt­form ­NANOnow mit ihrem Jet-Impinging-Reaktor, in dem Substanzen mit hoher Geschwin­dig­keit kolli­dieren. Diese paten­tierte ­Tech­no­logie ist ein Durch­bruch, der die kontinuier­liche, zuver­läs­sige Verkap­se­lung von nukle­in­säu­re­hal­tigem Mate­rial, Biomo­le­külen oder anderen phar­ma­zeu­ti­schen Wirk­stoffen (API) in Lipid-Nano­par­tikel mit einer repro­du­zier­baren Größe zwischen 10 Nano­meter und bis zu 70 Mikro­meter erlaubt.

Neue Möglich­keiten

Dem Labor­um­feld ist NANOnow längst entwachsen: In Koope­ra­tion mit Harro ­Höfliger entsteht derzeit das voll­au­to­ma­ti­sche Produk­ti­ons­system NANOus für die asep­ti­sche, GMP-konforme Nano­ver­kap­se­lung von Wirk­stoffen im kommer­zi­ellen Maßstab. Das Gerät ist beson­ders für die flexible Herstel­lung von LNP-basierten Impf­stoffen geeignet und könnte Wirk­stoff für 6 bis 8 Millionen Impf­stoff­dosen pro Tag verkap­seln. Die inte­grierte Prozess­ana­lyse-Tech­no­logie (PAT) ermög­licht dabei sogar eine Produkt­frei­gabe in Echtzeit.

„Entspre­chend unserer Maxime ,Ein Prozess, ein Reaktor‘, die Harro ­Höfligers Philo­so­phie ‚From Lab to Produc­tion‘ perfekt ergänzt, können wir NANOnow in verschie­dene Produk­ti­ons­sys­teme imple­men­tieren. Das Hoch­ska­lieren des Produk­ti­ons­maß­stabs erfolgt ohne Austausch des Equip­ments und damit sehr schnell, da der Prozess nicht erneut vali­diert werden muss“, sagt Dr. Setu ­Kasera, Head of ­Science and Engi­nee­ring bei leon-nano­drugs. „Dies eröffnet neue Möglich­keiten, LNP-­basierte Medi­ka­mente für die öffent­liche Gesund­heits­ver­sor­gung breit zugäng­lich zu machen und adres­siert einen hohen unge­deckten Bedarf der ­Biotech­no­logie- und phar­ma­zeu­ti­schen Indus­trie sowie von Auftrags­her­stel­lern (CDMO).“

Harro Höfliger ist nicht nur für Entwick­lung und Bau der Produk­ti­ons­ma­schine verant­wort­lich; die Abtei­lung Pharma ­Services unter­stützt den Partner leon-­nano­drugs zudem bei der Produkt­ent­wick­lungs­ar­beit. Weitere gemein­same Anwen­dungen der Nano­tech­no­logie sind in der Pipe­line, beispiels­weise für die perso­na­li­sierte Medizin, einen weiteren wich­tigen Zukunftsmarkt.

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Fotos: leon-nano­drugs GmbH