KNOW-HOW  

Bunt, stark, knifflig

Der Markt­an­teil von wasser­lös­li­chen Porti­onspa­ckungen in knal­ligen Farben für die Wasch­ und Spül­ma­schine steigt konti­nu­ier­lich. Doch auf dem Weg zur Produk­ti­ons­reife müssen Hersteller einiges beachten. Auf Labor­ma­schinen probt Harro Höfliger im Kleinen den Prozess, der dann auch im Großen reibungslos funktioniert.

Vordo­sierte Packungen (Pouches) aus wasser­lös­li­cher Folie, die als Tabs, Caps oder Pods beworben werden, liegen im Trend. Ohne Auspa­cken können Verbrau­cher sie in die Spül­ oder Wasch­ma­schine legen, wo sich die Hüllen aus Poly­vi­nyl­al­kohol (kurz: PVOH) auflösen und das Pulver, Gel oder die Flüs­sig­keiten frei­setzen. Verbrau­cher verwenden so immer genau die vom Hersteller vorge­se­hene Menge und Mischung von Reini­gungs­mit­teln und das sehr häufige Über­do­sieren wird vermieden. Das ist nicht nur gut für die Wäsche, sondern schont auch die Umwelt.

Auf dem Weg zum Wasch-­ oder Spül­mit­tel­pro­dukt unter­stützt Harro Höfliger seine Kunden von der Labor­phase bis zur High­speed­-Produk­tion. „Die Unter­nehmen kommen mit einem Design zu uns, bei dem Form, Kammer­an­zahl und Füll­me­dien fest­stehen“, erklärt Jürgen Luka, Abtei­lung Engi­nee­ring & Inno­va­tion Services (EIS). „Sie wünschen sich zum Beispiel einen Pouch mit drei Kammern, in dem sich 15 Gramm Pulver, fünf Gramm Gel und fünf Gramm Flüs­sig­keit befinden. Unsere Aufgabe ist es dann, einen Prozess zu entwi­ckeln, mit dem wir die Folie maschi­nell in die rich­tige Form bringen, die gewünschten Füll­me­dien exakt dosieren, die Form zusie­geln und nachher ausstanzen können.“

Der Weg zum Musterprodukt

Die Entwick­lung des Prozesses beginnt mit der theo­re­ti­schen Erar­bei­tung des Designs.  Harro Höfliger kalku­liert dazu die gefor­derten Volumen, berechnet die Abmes­sungen für die Maschine und über­ar­beitet das Kunden­de­sign. Dann erstellen die Mitar­beiter die Format­teile, zuerst meist mittels 3D-­Druck, später als Guss­form aus gefrästem Alumi­nium. Nun folgt die Analyse der Dosier­pro­zesse und die Produkt­op­ti­mie­rung. „Für die Füll­me­dien sind Schütt­dichte, Fließ­ge­schwin­dig­keit und -­fähig­keit entschei­dend“, erklärt Luka. „Wenn das Pulver stark staubt, das Gel zu langsam fließt oder stoppt, suchen wir gemeinsam mit dem Kunden nach einer Lösung.“ Die ersten Muster­pro­dukte für den Kunden produ­ziert Harro Höfliger auf seiner Labor­ma­schine. Dazu wählt das Entwick­lungs­team zuerst die passende PVOH-­Folie aus. Diese wird dann in Form tief­ge­zogen und mit den jewei­ligen Medien befüllt. Anschlie­ßend werden die befüllten Kammern mit einer Deck­folie über­zogen und heiß versie­gelt. Je nach Form wird der Pouch danach ausge­stanzt (Sonder­for­mate oder rundes Format) oder ausge­schnitten (eckiges Format).

Auf Herz und Nieren getestet

Dabei prüft Harro Höfliger, ob die rele­vanten Regu­la­rien einge­halten werden, und doku­men­tiert alles für den Kunden. „Laut EU­-Verord­nung muss ein mit Gel oder Flüs­sig­keit gefüllter Wasch­mit­tel­-Pouch mindes­tens 30 Sekunden dicht bleiben, bevor er sich auflöst“, sagt Jürgen Luka. „Das prüfen wir in einem Gefäß mit Wasser.“ Die lange Auflö­se­zeit dient dem Kinder­schutz, sollte ein Pouch einmal in den Mund genommen werden. Zusätz­lich ist die Folie mit einem Bitter­stoff versetzt, der beim Menschen einen Ekel-­Reflex auslöst und ein Ausspu­cken zur Folge hat. Ein Belas­tungs­test stellt sicher, dass die Pouches, wie vorge­schrieben, ein Gewicht von mindes­tens 100 Kilo­gramm aushalten. Bereits während der Prozess­ent­wick­lung werden diese Vorgaben beachtet und die Produkte im Bedarfs­fall entspre­chend opti­miert. Der auf den Labor­ma­schinen von Harro Höfliger entwi­ckelte Prozess lässt sich in iden­ti­scher Qualität auf die großen Produk­ti­ons­an­lagen des Hauses hoch­ska­lieren.  Auf den High­speed-­Anlagen von Harro Höfliger können pro Stunde bis zu 1.800 der Mehr­kam­mer­beutel produ­ziert werden.

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Fotos: Helmar Lünig, Professor25iStockphoto.de