General Manager Roberto Zürcher und Sales Manager Jan Paetzold erzählen, wie die Zukunft des Schweizer Pharma- und Medizinmarkts aussieht.
Wann wurde der Standort in der Nähe von Basel gegründet?
Zürcher: Die Uhlmann Höfliger Schweiz GmbH gibt es seit 2005. Es war die erste Vertriebs- und Servicegesellschaft, die Harro Höfliger gemeinsam mit Uhlmann gründete. Sie war somit ein wichtiger Vorreiter für die Excellence United Allianz, die sechs Jahre später ins Leben gerufen wurde. Wir fingen damals zu zweit an, später kam ein Servicetechniker dazu. Inzwischen arbeiten sieben Kollegen am Standort.
Was zeichnet den Pharmamarkt in der Schweiz aus?
Paetzold: Die Pharmabranche hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Anbieter haben ihre Massenproduktionen von verhältnismäßig einfach zu produzierenden Produkten in andere Länder verlagert. In der Schweiz liegt der Fokus vermehrt auf „Small Volume & High Value Produkten“. Das heißt, komplexe Pulverfülltechnologien, kleine Chargen und Entwicklungsprojekte von hochkomplexen Produkten wie Pens, Autoinjektoren oder Wearable Pumps sind unser Alltagsgeschäft.
Mit unseren Consulting-, Device- und Pharma Services unterstützen wir Start-ups und kleine Firmen dabei, schnell Know-how aufzubauen, um Devices zu entwickeln. Wir helfen aber auch großen Unternehmen, neue Produkte schnellstmöglich auf den Markt zu bringen.
Was bedeutet die Umstellung auf kleine Chargen für Harro Höfliger?
Zürcher: Der Fokus auf kleine Chargen stellt neue Anforderungen an unsere Maschinen. Da ist nicht mehr wichtig, wie schnell eine Maschine laufen kann, sondern wie flexibel man sie für Chargengrößen von zehn bis 200 Stück umrüsten kann. Auch im Medizinbereich geht die Entwicklung durch die personalisierte Medizin immer mehr zu Kleinchargen.
Der Extremfall ist die Zell- und Gentherapie, bei der ein Medikament für nur eine Person hergestellt wird. Dazu wird dem Patienten Blut abgenommen und nach genetischer Veränderung bestimmter Zellen wieder injiziert. Hier handelt es sich auch um Einmaltherapien, welche Krankheiten komplett heilen und eine lebenslange Medikamenteneinnahme ersparen können. Die großen, in der Schweiz ansässigen Pharmaunternehmen arbeiten bereits intensiv an dieser neuen Therapieform.
Wo sehen Sie weiteres Wachstumspotenzial in der Medizintechnik?
Paetzold: Obwohl die Schweiz ein Land mit hohen Löhnen ist, gibt es im Medizinbereich noch viele Unternehmen, die Prozesse manuell abbilden, denn die Prozesse sind bei Implantaten oder Instrumenten für Operationen einfach sehr kompliziert. Mit neuen Technologien werden wir in Zukunft die Möglichkeit haben, auch Prozesse zu automatisieren, die bislang als nicht automatisierbar galten. Um ein Beispiel zu nennen, gibt es Kamerasysteme mit Deep Learning Software, welche uns heute erlauben, Dinge zu detektieren, die noch gestern als nicht erkennbar galten.
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Fotos: Adobe Stock/Eva Bocek