PARTNERSCHAFT  

Medi­ka­mente aus dem Pharma-3D-Drucker

Dr. Markus Dachtler, CEO des System­lie­fe­ranten DiHeSys Digital Health ­Systems GmbH, hat eine Vision: Pati­enten durch den Druck von Medi­ka­menten maßge­schnei­derte Behand­lungen zu ermög­li­chen. Im Inter­view berichtet er über den Weg dorthin, die Vorteile perso­na­li­sierter Behand­lung und die Pharm­a­dru­cker, die in Zusam­men­ar­beit mit Harro Höfliger entwi­ckelt wurden.

Herr Dr. Dachtler, welche Bedeu­tung hat perso­na­li­sierte Medizin für Sie?

Schät­zungen zufolge bringen bis zu 60 Prozent aller heute verschrie­benen Arznei­mittel nicht den erwünschten thera­peu­ti­schen Nutzen. Mit DiHeSys möchten wir einen Beitrag dazu leisten, das zu ändern. Perso­na­li­sierte Thera­pien, die auf den indi­vi­du­ellen Pati­enten abge­stimmt sind, ermög­li­chen eine viel geziel­tere Behand­lung bei weniger Nebenwirkungen.

Beispiels­weise hängt die opti­male Wirk­stoff­menge stark vom Körper­ge­wicht ab. Zudem gibt es allein in Deutsch­land mehr als 13 Millionen Pati­enten, die jeden Tag mehr als drei verschie­dene Arznei­mittel einnehmen müssen. Oft handelt es sich um ältere Personen, die die Einnahme von Poly­me­di­ka­tionen nur unzu­rei­chend kontrol­lieren und koor­di­nieren können. Ein Ziel perso­na­li­sierter Medizin ist darum auch die Herstel­lung indi­vi­dua­li­sierter Kombinationsprodukte.

Wer profi­tiert neben den Patienten?

Durch die besseren Behand­lungs­er­folge könnten Kosten für das Gesund­heits­system deut­lich sinken. Auch Umwelt­schutz spielt eine Rolle, denn mit perso­na­li­sierter Medizin werden nur noch die Medi­ka­mente herge­stellt, die wirk­lich gebraucht werden, und das in einer exakt auf den Pati­enten abge­stimmten Dosis. Die indi­vi­du­elle Dosie­rung wird den Thera­pie­er­folg erhöhen und Phar­ma­müll dras­tisch redu­zieren. Nicht zuletzt profi­tiert auch die Forschung: Klini­sche Studien können mit den Druck­sys­temen der perso­na­li­sierten Medizin zukünftig schneller und gezielter ablaufen.

Perso­na­li­sierte ­Medi­ka­mente ermög­li­chen eine patienten­spezifische Dosie­rung und die ­Kombi­na­tion verschie­dener Wirkstoffe.

Welchen Beitrag liefert DiHeSys zur perso­na­li­sierten Behandlung?

Im Mittel­punkt unserer Arbeit steht die indi­vi­dua­li­sierte Produk­tion von gedruckten Arznei­mit­teln. Dabei setzen wir auf die perso­na­li­sierte Herstel­lung von Dünn­filmen zur oralen Einnahme im 2D-Druck und Tabletten im 3D-Druck-Verfahren. Bei beiden Darrei­chungs­formen können wir pati­en­ten­spe­zi­fisch dosieren und mehrere Wirk­stoffe in einem Arznei­mittel kombi­nieren. Wir bieten ein Gesamt­paket, das Drucker, Rezep­turen und Kartu­schen, aber auch Soft­ware und Daten­ma­nage­ment umfasst.

Haben Sie Ihre eigene Hard­ware entwickelt?

Gemeinsam mit Harro Höfliger entwi­ckeln wir den Flex­Do­se­Printer, einen phar­ma­t­aug­li­chen Drucker, der Medi­ka­mente im 2D- und 3-Druck herstellen kann. Das Beson­dere an DiHeSys ist, dass wir für beide Verfahren alle Prozesse aus einer Hand anbieten können: Ange­fangen bei der Formu­lie­rungs­ent­wick­lung von wirk­stoff­hal­tigen Tinten für 2D-Druck oder Fila­menten für 3D-Druck über die Herstel­lung der Medi­ka­mente im Flex­Do­se­Printer bis hin zur Nach­lie­fe­rung von Verbrauchs­stoffen wie Kartuschen.

Können Sie den Druck der Dünn­filme näher erklären?

Dabei werden soge­nannte ODFs herge­stellt, das steht für „Oral Disper­sible Films“. Die Basis bilden Placebo-Träger, die wir mit einer Wirk­stoff­lö­sung bedru­cken, exakt in der vom jewei­ligen Pati­enten benö­tigten Menge. Inner­halb des Druckers befindet sich auch eine Heiz­platte: Nach dem Bedru­cken sorgt sie dafür, dass das Lösungs­mittel verdampft und der Wirk­stoff zurück­bleibt. Diese Methode eignet sich insbe­son­dere bei gering dosierten Arznei­mit­teln, etwa Hormonen oder bestimmten Zytostatika.

Wie funk­tio­niert der erwähnte 3D-Druck?

BU

Mit 3D-Druck können perso­na­li­sierte Tabletten in jeder belie­bigen Form herge­stellt werden. Grund­lage dafür sind druck­bare, gut verträg­liche Poly­mer­fi­la­mente mit einge­bet­tetem Wirk­stoff. Aus diesen Poly­meren drucken wir die Tablette; wie bei den Dünn­filmen genau mit der vom Patient benö­tigten Menge an Wirk­stoff. Dabei können wir auch größere Wirk­stoff­mengen verar­beiten, denn wir benö­tigen nur sehr wenige Hilfs­stoffe. Zudem ist es möglich, durch das Drucken in verschie­denen Schichten mehrere Wirk­stoffe in einer Tablette zu vereinen oder die Wirk­stoff­frei­gabe aus der Tablette den jewei­ligen Bedürf­nissen des Pati­enten anzupassen.

Welche Rolle spielt Daten­ma­nage­ment für DiHeSys?

Derzeit arbeiten wir an Lösungen, um anony­mi­sierte Behand­lungs­daten für die perso­na­li­sierte Medizin einzu­setzen. Das Ziel: Nach Eingabe von Pati­en­ten­daten wie Gewicht, Größe und gege­be­nen­falls Lebens­ge­wohn­heiten können Medi­ka­mente mit dem Flex­Do­se­Printer beispiels­weise direkt in der Klinik oder Apotheke herge­stellt werden. Die Anbin­dung an Daten­banken und der Rück­griff auf Erfah­rungs­werte aus vergan­genen Thera­pien bietet dabei große Chancen, um die besten Behand­lungs­mög­lich­keiten zu finden. Übri­gens spielen Daten schon heute eine enorme Rolle in der Medizin. So unter­stützen etwa Computer im Bereich der Diffe­ren­ti­al­dia­gnose dabei, opti­male Thera­pien zu finden.

Wieso haben Sie sich für Harro Höfliger als Partner für den Flex­Do­se­Printer entschieden?

Der phar­ma­t­aug­liche Flex­Do­se­Printer eignet sich für die Herstel­lung perso­na­li­sierter Dünn­filme und Tabletten.

Mit unserem Plan, Pharm­a­dru­cker für perso­na­li­sierte Arznei­mittel zu bauen, haben wir Neuland betreten. Durch meine Funk­tion als Geschäfts­führer der Gen-Plus in München, einem inno­va­tiven High-Tech Pharma-Entwick­lungs­labor, war mir Harro Höfliger bereits als zukunfts­ori­en­tierter Sonder­ma­schi­nen­bauer bekannt, der die idealen Lösungen für unsere Anfor­de­rungen entwi­ckeln würde. So haben wir bereits gemeinsam eine Maschine zur Herstel­lung von perso­na­li­sierten Dünn­filmen mit inte­grierter Druck­an­lage entwickelt.

Darüber hinaus wussten wir, dass das Unter­nehmen Erfah­rung im Bereich perso­na­li­sierter Medizin mitbringt, beispiels­weise bei der stück­ge­nauen Dosie­rung von Mikro­ta­bletten. Auch der Schwer­punkt auf Anlagen für phar­ma­zeu­ti­sche und medi­zin­tech­ni­sche Anwen­dungen hat uns über­zeugt. So ist es gelungen, die hohen Ansprüche der medi­zi­nisch-phar­ma­zeu­ti­schen Branche zu erfüllen; zugleich passen die kompakten Drucker auf jeden Tisch. Harro Höfliger hat sich sowohl durch sein phar­ma­zeu­ti­sches Wissen als auch durch die persön­liche und visio­näre Art als idealer Partner für die Entwick­lung des Flex­Do­se­Printer erwiesen.

Was hält die Zukunft bereit?

Die Zukunft im Bereich perso­na­li­sierter Medizin wird defi­nitiv span­nend. Momentan arbeiten wir bei DiHeSys beispiels­weise an inno­va­tiven Drug Deli­very Systemen: Tabletten, die verschie­dene frei­ga­be­ge­steu­erte Wirk­stoffe enthalten. Jeder Wirk­stoff wird genau dort im Körper frei­ge­setzt und resor­biert, wo er am meisten gebraucht wird – und das natür­lich indi­vi­duell auf den einzelnen Pati­enten zugeschnitten.

Über DiHeSys

DiHeSys Digital Health Systems GmbH ist ein inno­va­tiver, digi­taler Health­care-Provider. Das Unter­nehmen entwi­ckelt und fertigt infor­ma­tions- und verfah­rens­tech­no­lo­gi­sche Systeme, um Pati­enten den Zugang zu perso­na­li­sierten Arznei­mit­teln zu eröffnen.

Die Produkte und Dienst­leis­tungen opti­mieren die Arznei­mit­tel­ver­sor­gung der Pati­enten in allen Berei­chen (­Präven­tion, Diagnostik, Behand­lung und Thera­pie­er­folg). Hierfür bietet DiHeSys seinen Kunden mit dem Flex­Do­se­Printer ein Herstel­lungs­system für indi­vi­dua­li­sierte Medizin im 2D- und 3D-Druck, von der druck­tauglichen Wirk­stoff­for­mu­lie­rung bis hin zur Produk­tion perso­na­li­sierter Medikamente.

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Fotos: DiHeSys, Helmar Lünig