STRATEGIE  

Perso­na­li­sierte Medizin

„One size fits all“ war gestern. Perso­na­li­sierte ­Thera­pien könnten den Gesund­heits­markt in vielen Berei­chen revo­lu­tio­nieren. Durch ­tech­no­lo­gi­sche Inno­va­tionen treiben Harro Höfligers ­Experten die Entwick­lungen mit voran, um Pati­enten eine maßge­schnei­derte Behand­lung zu ermöglichen.

Jeder Mensch ist einzig­artig – doch medi­zi­ni­sche Behand­lungen sind es oft nicht. Dabei sind Körper­gewicht, Geschlecht und Genetik nur einige der Faktoren, die eine Therapie beein­flussen können. Ein Beispiel für den gängigen „One size fits all“-Ansatz: Medi­ka­mente in Tablet­ten­form gibt es für gewöhn­lich nur mit festen Wirk­stoff­do­sie­rungen. Eine indi­vi­du­elle Einstel­lung ist damit nicht möglich; statt­dessen behelfen sich viele Pati­enten mit unge­nauen Dosier­ver­fahren wie dem Halbieren oder Vier­teln von Tabletten.

„Bei der Behand­lung kommt es aber auf jedes Milli­gramm Wirk­stoff an“, erklärt Peter Brun, Phar­ma­zeut und Team Leader im Bereich Pharma Services bei Harro Höfliger. „Eine perso­na­li­sierte Medizin, bei der zum Beispiel die Wirk­stoff­menge genau auf den Bedarf des einzelnen Menschen abge­stimmt ist, würde darum in vielen Fällen den Behand­lungs­er­folg stei­gern und Nebe­nwirkungen mini­mieren.“ Das Poten­zial einer solchen Präzi­si­ons­me­dizin für Pati­enten und Gesund­heits­system ist immens; allein in Deutsch­land soll es durch Fehl­me­di­ka­tionen jedes Jahr zu zehn­tau­senden Todes­fällen kommen.

„Bei der Behand­lung kommt es auf jedes Milli­gramm Wirk­stoff an.“ Peter Brun, Phar­ma­zeut und Team Leader im Bereich Pharma Services bei Harro Höfliger

Neben erhöhter Sicher­heit und verbes­sertem Behand­lungs­er­folg ermög­licht es perso­na­li­sierte Medizin, verschie­dene Medi­ka­mente in einer Verab­rei­chungs­form zu bündeln. Viele Menschen müssen beispiels­weise über den Tag verteilt zahl­reiche Kapseln oder Tabletten einnehmen. In Zukunft könnte es genügen, einmal täglich ein indi­vi­duell abge­stimmtes Kombi­na­ti­ons­pro­dukt einzu­nehmen, was zu einer höheren Lebens­qua­lität von Pati­enten beitragen kann.

(Illus­tra­tion: Bernd Schifferdecker)

Ein Markt mit Zukunft

Thomas Weller, CEO bei Harro Höfliger, ist sich wegen dieser Vorteile sicher, dass die Bedeu­tung perso­na­li­sierter Medizin in den kommenden Jahren zunehmen wird. „Einer unserer Grund­sätze ist es, zukunfts­ori­en­tiert zu denken. Deswegen verfolgen wir die Trends im Bereich der perso­na­li­sierten Medizin sehr intensiv, möchten hier von Anfang an vorne mit dabei sein und die Entwick­lungen tech­no­lo­gisch voran­treiben. Dabei setzen wir unter anderem auf ein Netz­werk aus spezia­li­sierten Partner­unternehmen. Beispiels­weise bietet unser US-ameri­ka­ni­scher Partner Experic die Möglich­keit, Produkt­muster in kleinen Chargen herzu­stellen. Das ist während der Entwick­lung perso­na­li­sierter Arznei­mittel ein großer Vorteil.“

Inno­va­tive Lösungen

Auch das auf medi­zi­ni­sche und phar­ma­zeu­ti­sche Devices spezia­li­sierte Unter­nehmen DS Tech­no­logy ist Teil von Harro Höfligers Netz­werk im Bereich der perso­na­li­sierten Medizin. Peter Brun berichtet von der Zusam­men­ar­beit: „Wir liefern die gesamte Maschi­nen­tech­no­logie für die Produk­tion des von DS Tech­no­logy vertrie­benen XStraw®. Dabei handelt es sich um ein Device, mit dem der Wirk­stoff durch einen Stroh­halm aufge­nommen wird – ideal für Kinder oder Pati­enten mit Schluck­be­schwerden. Mit unseren Maschinen kann die exakt benö­tigte Dosis eines Medi­ka­ments in den XStraw® einge­füllt werden, indem Mikro­ta­bletten oder Pellets mit einge­bet­tetem Wirk­stoff einzeln dosiert werden. Eine Kombi­na­tion verschie­dener Medi­ka­mente lässt sich so eben­falls umsetzen.“

Auch im Kapsel­be­reich ist die Perso­na­li­sie­rung mit Mikro­ta­bletten viel­ver­spre­chend. „Die genaue Dosie­rung verschie­denster Füll­me­dien in Kapseln gehört zu unseren Spezi­al­ge­bieten“, sagt Marco Laack­mann, Director Inha­la­tion Tech­no­logy bei Harro Höfliger. „Unsere Tech­no­logie ermög­licht eine stück­ge­naue Dosie­rung von Mikro­ta­bletten in Hart­kap­seln. So können wir nicht nur eine exakte Abstim­mung des Wirk­stoffs in kleinen, auf den Pati­enten abge­stimmten Schritten reali­sieren – durch unter­schied­liche Dosier­sta­tionen ist es außerdem möglich, eine beliebig hohe Anzahl verschie­dener Medi­ka­mente mit nur einer Kapsel zu verabreichen.“

(Illus­tra­tion: Bernd Schifferdecker)

Gedruckte Arznei­mittel

DiHeSys (Digital Health Systems) mit Sitz in Ulm verfolgt eben­falls die Vision einer genau auf den einzelnen Pati­enten abge­stimmten Behand­lung. Statt Dosier­technik steht hier aber das Drucken von Medi­ka­menten im Mittel­punkt. „Mithilfe von 2D-Druck stellen wir perso­na­li­sierte Dünn­filme her, wobei wir den Wirk­stoff oder die Wirk­stoffe in exakter Menge auf ein Träger­material auftragen“, erklärt Dr. Markus Dachtler, CEO bei DiHeSys. „Für den indi­vi­dua­li­sierten Druck von Tabletten – auch mit mehreren Schichten für verschie­dene Wirk­stoffe – setzen wir dagegen auf GMP-gerechte 3D-Drucker.“

Als Partner für den Bau dieser Pharm­a­dru­cker wählte ­DiHeSys Harro Höfliger: „Durch die Zusam­men­ar­beit erhalten unsere Kunden Drucker, Kartu­schen und die digi­tale Infra­struktur für eine opti­mierte Behand­lung aus einer Hand. Unter Berück­sich­ti­gung persön­li­cher Daten eines Pati­enten, beispiels­weise zu Gewicht, Größe und Lebens­ge­wohn­heiten, könnte so in Zukunft perso­na­li­sierte Medizin vom Arzt verschrieben und in der Apotheke direkt herge­stellt werden.“

„Durch die Zusam­men­ar­beit erhalten unsere Kunden Drucker, Kartu­schen und die digi­tale Infra­struktur für eine opti­mierte Behand­lung aus einer Hand.“Dr. Markus Dachtler, CEO bei DiHeSys

Indi­vi­duell aus Tradition

Thomas Weller ist sich sicher, dass Harro Höfliger mit seinem starken Netz­werk, inno­va­tiven Engi­nee­ring und der Unter­neh­mens­phi­lo­so­phie gut für die weiteren Entwick­lungen im Bereich der perso­na­li­sierten Medizin gerüstet ist. „Einer unserer großen Vorteile ist eine breite Basis an Kern­tech­no­lo­gien, beispiels­weise für Dosier-, Montage- und bahn­ver­ar­bei­tende Prozesse, die wir kombi­nieren und auf das indi­vi­du­elle Produkt zuschneiden. Es hat bei Harro Höfliger also Tradi­tion, dass indi­vi­du­elle Bedürf­nisse im Mittel­punkt stehen – und damit haben wir in meinen Augen die besten Bedin­gungen, um die Erfolgs­ge­schichte der indi­vi­dua­li­sierten, perso­na­li­sierten Medizin mitzuschreiben.“

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Bild: DiHeSys, Illus­tra­tion: Bernd Schifferdecker