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Kontakt­lose Siege­lung macht Mehr­kam­mer­pa­ckungen dichter

Ein völlig neues Verfahren zur kontakt­losen Siege­lung wasser­lös­li­cher Mehr­kammer-Pouches ermög­licht kompak­tere Siegel­nähte, eine bessere Haptik und eine effi­zi­en­tere Produk­tion. Ange­stoßen vom Markt, wurde das Projekt „Wasser­sie­ge­lung mit InkJet-Drucker“ von den Tüft­lern und Machern der Engi­nee­ring & Inno­va­tion Services von Harro Höfliger entwi­ckelt und umgesetzt.

Das neue Verfahren ermög­licht eine größere Design­viel­falt von Mehr­kam­mer­pro­dukten sowie mehr Sicher­heit beim Hand­ling durch den Verbraucher.

Gut ist nicht gut genug – diese Moti­va­tion ist Treiber im Hause Harro Höfliger und speziell im Team Engi­nee­ring & Inno­va­tion Services. Wenn es darum geht, bewährte Lösungen zu verbes­sern oder zukunfts­träch­tige Tech­no­lo­gien zu entwi­ckeln, gehen die 16 Mitar­beiter abseits der Tages­rou­tine kreativ ans Werk und stellen Prozesse im wört­li­chen Sinn auf den Prüf­stand. Auch die Heiß­sie­ge­lung von wasser­lös­li­chen, mit Wasch- oder Reini­gungs­mittel befüllten Mehr­kammer-Form­pa­ckungen aus Poly­vi­nyl­al­kohol (PVOH) nahmen sie unter die Lupe.

Ergebnis: Harro Höfliger setzt bei der Produk­tion der Pouches nun auf ein inno­va­tives Verfahren zur Wasser­sie­ge­lung auf Basis eines modi­fi­zierten Tinten­strahl­druck­kopfes. Mit seiner Hilfe wird punkt­genau und kontrol­liert Wasser auf die Deck­folie aufge­bracht, welches diese anlöst. Eine Walze bringt sie dann exakt auf die ther­mo­ge­formte, mit Pulver oder Gel befüllte Boden­folie auf.

Beim Kontakt der Folien entsteht eine sehr homo­gene, dichte und äußerst stra­pa­zier­fä­hige Siegel­naht, die zudem deut­lich schmaler ausfällt als bei der Heiß­sie­ge­lung. Dies ermög­licht nicht nur eine größere Design­viel­falt der Mehr­kam­mer­pro­dukte, sondern auch eine kompak­tere Form. Bei glei­cher Foli­en­breite können somit pro Takt mehr Packungen herge­stellt werden. Zudem verur­sacht der kontakt­lose Wasser­auf­trag keinerlei Verschmut­zung und redu­ziert den Aufwand für Reini­gung und Wartung der Anlage. Für den Verbrau­cher wiederum bedeutet die bessere Druck­sta­bi­lität noch mehr Sicher­heit beim Handling.

Erst Tüftler, später Prozessoptimierer

„Krea­ti­vität ist bei uns trotzdem kein Selbst­zweck. Wir entwi­ckeln grund­sätz­lich anwen­dungs­ori­en­tiert am Bedarf im Markt“, betont Achim Wolf, Leiter der Abtei­lung Engi­nee­ring & Inno­va­tion Services. „Trieb­feder bei diesem Inno­va­ti­ons­pro­jekt waren die neuen Anfor­de­rungen unserer Kunden an das Design von Mehr­kam­mer­pro­dukten und an die Haptik. Wir wollten ihnen Möglich­keiten für attrak­ti­vere Form­pa­ckungen eröffnen und ihre Produk­tion noch effi­zi­enter machen.“

„Krea­ti­vität ist bei uns kein Selbst­zweck. Wir entwi­ckeln grund­sätz­lich anwen­dungs­ori­en­tiert.“ Achim Wolf, Leiter Engi­nee­ring & Inno­va­tion Services bei Harro Höfliger

Gemäß den Prozessen des internen Inno­va­ti­ons­ma­nage­ments bei Harro Höfliger ging das Team auch bei der Wasser­sie­ge­lung in mehreren Phasen syste­ma­tisch vor. „Den Anfang machen bei uns Prin­zip­ver­suche. Wir hatten vier verschie­dene Ideen für die Wasser­sie­ge­lung und haben alle ausgiebig getestet. Der Druck­kopf erwies sich als optimal, da jeder einzelne Wasser­tropfen exakt steu­erbar ist und der kontakt­lose Auftrag viele Vorteile bietet“, erläu­tert Wolf. In der nächsten Phase, der Prüfung der Prozess­fä­hig­keit an einem Prototyp, hatte sein Team von Beginn an die Anfor­de­rung einer 24/7-Produk­tion bei hoher Geschwin­dig­keit im Blick.

Auf der semi-auto­ma­ti­schen Maschine Omni FS wurden wasser­ge­sie­gelte Muster herge­stellt, die Druck­tests, Fall- und Auflö­se­tests über­stehen mussten. Erst danach folgte die Inte­gra­tion in die Produk­ti­ons­an­lage des Kunden. „Bei Bedarf sind meine Mitar­beiter bis zur Opti­mie­rung beim Kunden vor Ort. Durch die Versuche bei uns im Haus ist komplexes Wissen entstanden, das wir gerne weiter­geben. Anfangs sind wir Tüftler, später Prozess­op­ti­mierer“, erklärt Wolf. 

Mehr Genau­ig­keit, weniger Material

Die Wasser­sie­ge­lung ist aller­dings nur ein Puzzle­teil­chen bei der stän­digen Opti­mie­rung von Produk­ti­ons­pro­zessen der Mehr­kammer-Pouches. Achim Wolfs Team feilt auch an tech­ni­schen Lösungen und Prozess­pa­ra­me­tern für den Formungs­pro­zess, um beispiels­weise den Mate­ri­al­ein­satz von PVOH-Folie zu redu­zieren. Ein neues Dosier­ver­fahren, mit dem die Pulver­for­mu­lie­rungen noch präziser und sauberer abge­füllt werden können, ist bereits funk­tio­nell entwi­ckelt. In der nächsten Phase wird es für die Anwen­dung adap­tiert werden. Achim Wolf: „Wir über­ar­beiten perma­nent den Gesamt­pro­zess und entwi­ckeln immer wieder neu für den Kunden.“

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Fotos: Helmar Lünig, shutterstock.com/Haywiremedia, Harro Höfliger